Österreichisch-italienisches Adventkonzert

Hinten: Brigitte Pixner, Christa Meissner, Marit Böttcher, Johann Kriegler, Yuliya Lebedenko, Jowita Sip, Dmitri Klimenko, Michael Babytsch Davor: Eva-Maria Blechinger, Yuko Mitani, Andrea Martin, Paola Adriano und kniend Alexander Blechinger

Es ist geradezu aufregend, immer wieder feststellen zu dürfen, wie viel musikalische Kreativität sich auf Wiener Boden abspielt. Was WIEN MODERN alljährlich im Großen zeigt, spielt sich in kleinerem Rahmen an allen Ecken und Enden ab.
In diesem Adventkonzert in der Minoritenkirche (1.Bezirk, zwischen Herrengasse und Burgtheater) sangen und musizierten erstrangige Vokalisten und Instrumentalisten aus
Japan (Yuko Mitani, Sopran), Polen (Jowita Sip, Sopran), Weißrussland (Yuliya Lebedenko,Violine), Norwegen (Marit Böttcher, Horn), der Ukraine (Michael Babytsch, Violoncello) und Russland (Dmitri Klimenko, Klavier/Orgel), die größtenteils in Wien studiert und Preise gewonnen haben und/oder hier lehren, dazu der italo-österreichische Bariton Andrea Martin (ein Sohn von Giuseppe Taddei) mit internationaler Opernkarriere (sein Marquis Posa begeisterte wie einst, so jetzt!), unter der Gesamtleitung des Wieners Alexander Blechinger, der sowohl die Tenorpartien sang als auch unter den 7 zeitgenössischen Komponisten  mit den meisten eigenen Werken auf sich aufmerksam machen konnte.
Versteht sich, dass auch aktuelle Dichter ihre Texte dazu offerieren durften. Dass man dazwischen auch Francesco Durante (1684 – 1755; Vergin tutt’amor), Giulio Caccini (1551 -1618;  Ave Maria), mit Paola Ariano (selbst am Flügel; Il Valzer dell’Amore Perduto) eine Zeitgenossin, und als „Draufgabe“ Franceso Paolo Tosti (1846 – 1916; Ave Maria) sowie Ruggero Leoncavallo (Mattinata) und Giuseppe Verdi (Duett Don Carlo/Posa) zu hören bekam, machte den 2 ½ stündigen Abend (ohne Pause, nur mit Punsch-Angebot vor der Kirchentür vor Beginn des Konzerts) umso reizvoller.
Das die Künstler im nur mäßig geheizten Kirchenraum mit Mänteln und Hauben auftreten und die Besucher ebenso bekleidet bleiben mussten, störte den Kunstgenuss nicht.
Um mit Alexander Blechinger, dem Leiter und Gründer der Harmonia Classica (damals Harmonia Nova) im Jahre 1982 zu beginnen, sei zunächst an dessen Opern erinnert: „Sima“ 1988, „Die böse 7“ (UA 1992) und  die 2008 + 2009 im Steinbruch St. Margarethen vor ca. 40.000 Zuschauern aufgeführte Kinderoper „Max und Moritz“ nach Wilhelm Busch, die ich ganz großartig fand und der man viele Reprisen wünschen würde! Denn Blechinger hat immer darauf gepocht, dass „neue Musik“ auch harmonisch, melodisch und sangbar sein „darf“! Als besonders „Zuckerl“ hörten wir jetzt  noch eine köstliche italienische Fassung (mit Text von Beppo Juch) der Klage von Witwe Bolte, als Uraufführung: Fließet aus dem Aug ihr Tränen! All mein Hoffen, all mein Sehnen / Meines Lebens schönster Traum / Hängt an diesem Apfelbauem“ wurde zu „O voi lagrime, scorrete! La mia speme, la mia quiete, /I bei sogni miei, o cielo, / pendono da questo melo!“- Es folgte ein „Marcia funebre“ mit dem von Andrea Martin köstlich gesungenen Text „Allorché il suo buon core/ Si riebbe del dolore…“ (als die  gute Witwe Bolte /Sich von ihrem Schmerz erholte…) mit Begleitung von Violine, Violoncello, Horn und Orgel! Ein Spaß.
Alexander Blechinger hat auch ein von ihm selbst vorgetragenes Mundartgedicht von Christa Meissner vertont.  Und das gesamte Ensemble sang Brigitte Pixners witzige Verse „Himmel und Hölle“ in Blechingers Vertonung.
Von Hellmuth Pattenhausen (1896 – 1979), der u.a. für seine Verdienste um die Kirchenmusik  den St. Stephans Orden von Kardinal Dr. Franz König erhielt, hörten wir, gesungen vom Solistenensemble,  eine Morgenhymne (lat. Dichtung aus dem 10. Jh.), An Raimunds Grab (Text: Walter Rabl) und Der Spruch vom Leopoldsberg (Text: Vincenz Oskar Ludwig, ein Dank für den Entsatz Wiens).
Johann Kriegler (geb. 1941, Burgenland) schreibt vorwiegend Lyrik, Sprüche, Gedichte und Geistliche Lieder mit dem Hauptaugenmerk auf Alte Melodien/Neue Texte (O Heiland, reiß den Himmel auf; Winter ist, der Schnee geht leis), (In einer kalten Winternacht, Lasst uns Lob dem Kindlein singen) die Alexander Blechinger bearbeitet hat.
Der gebürtige Berliner Eberhard Böttcher, später in Schweden und Norwegen tätig, und nun Ehrenmitglied der INÖK Wien , war mit sehr lebhaften Polyphonen Klavier/-Orgelstücken („Vivace“) vertreten.
Alle Musiker, die sich um den Fortbestand dieser schönsten und allgemein verständlichsten aller Kunstgattungen verdient machen, verdienen jegliche Aufmerksamkeit. Nach 3 populären Draufgaben schienen die Künstler noch immer nicht müde… Möge es so bleiben!
Die im Programmheft vermerkten Namen der dieses Unternehmen unterstützenden Personen – Alexander Blechinger, Mag. Eva-Maria Blechinger, Michael Blechinger, Helmut Junker, Christine Junker. Gertrude Scheer und Brigitte Meßner – sowie dem Sponsor AKM (Autoren / Komponisten / Musikverleger) gilt im Besonderen der Dank aller Musikfreunde.
Sieglinde Pfabigan