Es ist geradezu aufregend, immer wieder feststellen zu dürfen, wie viel musikalische Kreativität sich auf Wiener Boden abspielt. Was WIEN MODERN alljährlich im Großen zeigt, spielt sich in kleinerem Rahmen an allen Ecken und Enden ab.
In diesem Adventkonzert in der Minoritenkirche (1.Bezirk, zwischen Herrengasse und Burgtheater) sangen und musizierten erstrangige Vokalisten und Instrumentalisten aus
Japan (Yuko Mitani, Sopran), Polen (Jowita Sip, Sopran), Weißrussland (Yuliya Lebedenko,Violine), Norwegen (Marit Böttcher, Horn), der Ukraine (Michael Babytsch, Violoncello) und Russland (Dmitri Klimenko, Klavier/Orgel), die größtenteils in Wien studiert und Preise gewonnen haben und/oder hier lehren, dazu der italo-österreichische Bariton Andrea Martin (ein Sohn von Giuseppe Taddei) mit internationaler Opernkarriere (sein Marquis Posa begeisterte wie einst, so jetzt!), unter der Gesamtleitung des Wieners Alexander Blechinger, der sowohl die Tenorpartien sang als auch unter den 7 zeitgenössischen Komponisten mit den meisten eigenen Werken auf sich aufmerksam machen konnte.
Versteht sich, dass auch aktuelle Dichter ihre Texte dazu offerieren durften. Dass man dazwischen auch Francesco Durante (1684 – 1755; Vergin tutt’amor), Giulio Caccini (1551 -1618; Ave Maria), mit Paola Ariano (selbst am Flügel; Il Valzer dell’Amore Perduto) eine Zeitgenossin, und als „Draufgabe“ Franceso Paolo Tosti (1846 – 1916; Ave Maria) sowie Ruggero Leoncavallo (Mattinata) und Giuseppe Verdi (Duett Don Carlo/Posa) zu hören bekam, machte den 2 ½ stündigen Abend (ohne Pause, nur mit Punsch-Angebot vor der Kirchentür vor Beginn des Konzerts) umso reizvoller.
Das die Künstler im nur mäßig geheizten Kirchenraum mit Mänteln und Hauben auftreten und die Besucher ebenso bekleidet bleiben mussten, störte den Kunstgenuss nicht.
Um mit Alexander Blechinger, dem Leiter und Gründer der Harmonia Classica (damals Harmonia Nova) im Jahre 1982 zu beginnen, sei zunächst an dessen Opern erinnert: „Sima“ 1988, „Die böse 7“ (UA 1992) und die 2008 + 2009 im Steinbruch St. Margarethen vor ca. 40.000 Zuschauern aufgeführte Kinderoper „Max und Moritz“ nach Wilhelm Busch, die ich ganz großartig fand und der man viele Reprisen wünschen würde! Denn Blechinger hat immer darauf gepocht, dass „neue Musik“ auch harmonisch, melodisch und sangbar sein „darf“! Als besonders „Zuckerl“ hörten wir jetzt noch eine köstliche italienische Fassung (mit Text von Beppo Juch) der Klage von Witwe Bolte, als Uraufführung: Fließet aus dem Aug ihr Tränen! All mein Hoffen, all mein Sehnen / Meines Lebens schönster Traum / Hängt an diesem Apfelbauem“ wurde zu „O voi lagrime, scorrete! La mia speme, la mia quiete, /I bei sogni miei, o cielo, / pendono da questo melo!“- Es folgte ein „Marcia funebre“ mit dem von Andrea Martin köstlich gesungenen Text „Allorché il suo buon core/ Si riebbe del dolore…“ (als die gute Witwe Bolte /Sich von ihrem Schmerz erholte…) mit Begleitung von Violine, Violoncello, Horn und Orgel! Ein Spaß.
Alexander Blechinger hat auch ein von ihm selbst vorgetragenes Mundartgedicht von Christa Meissner vertont. Und das gesamte Ensemble sang Brigitte Pixners witzige Verse „Himmel und Hölle“ in Blechingers Vertonung.
Von Hellmuth Pattenhausen (1896 – 1979), der u.a. für seine Verdienste um die Kirchenmusik den St. Stephans Orden von Kardinal Dr. Franz König erhielt, hörten wir, gesungen vom Solistenensemble, eine Morgenhymne (lat. Dichtung aus dem 10. Jh.), An Raimunds Grab (Text: Walter Rabl) und Der Spruch vom Leopoldsberg (Text: Vincenz Oskar Ludwig, ein Dank für den Entsatz Wiens).
Johann Kriegler (geb. 1941, Burgenland) schreibt vorwiegend Lyrik, Sprüche, Gedichte und Geistliche Lieder mit dem Hauptaugenmerk auf Alte Melodien/Neue Texte (O Heiland, reiß den Himmel auf; Winter ist, der Schnee geht leis), (In einer kalten Winternacht, Lasst uns Lob dem Kindlein singen) die Alexander Blechinger bearbeitet hat.
Der gebürtige Berliner Eberhard Böttcher, später in Schweden und Norwegen tätig, und nun Ehrenmitglied der INÖK Wien , war mit sehr lebhaften Polyphonen Klavier/-Orgelstücken („Vivace“) vertreten.
Alle Musiker, die sich um den Fortbestand dieser schönsten und allgemein verständlichsten aller Kunstgattungen verdient machen, verdienen jegliche Aufmerksamkeit. Nach 3 populären Draufgaben schienen die Künstler noch immer nicht müde… Möge es so bleiben!
Die im Programmheft vermerkten Namen der dieses Unternehmen unterstützenden Personen – Alexander Blechinger, Mag. Eva-Maria Blechinger, Michael Blechinger, Helmut Junker, Christine Junker. Gertrude Scheer und Brigitte Meßner – sowie dem Sponsor AKM (Autoren / Komponisten / Musikverleger) gilt im Besonderen der Dank aller Musikfreunde.
Sieglinde Pfabigan
Harmonia Classica
Konzertkritik des 172. Konzertes der Harmonia Classica
Konzertkritik 172. Konzert der Harmonia Classica, am 26. September 2019,
Haus der Heimat, Steingasse 25, 1030 Wien
Das Herbstkonzert der Harmonia Classica unter dem Motto „Musikalisch patriotisches Herbstkonzert“, eine gelungene Mischung von Bekanntem und Neuem, fand im Haus der Heimat statt.
In diesem Konzert konnten wir das Volkslied „Es blies ein Jäger“ und einige Zwiegesänge für Oboe und Horn, hervorragend gespielt von Ulrike Schöberl und Erwin Schwengerer, wie z. B. Kein schöner Land und Wahre Freundschaft, hören, weiters 5 Eichendorff-Lieder von Hugo Wolf, und diverse pointierte und abwechslungsreiche Vertonungen von Alexander Blechinger, wie z. B. 4 Gefängnislieder, „Die G‘schicht vom wüden Jaga“ nach einem Text von Christa Meissner, sehr pointiert vertont, vier erhebende geistliche Lieder nach Texten von Johann Kriegler, das neue spritzige Wienerlied „Bergauf“ nach einem Text von Brigitte Pixner – bei alle diesen Liedern sang der Harmonia Classica Solistenchor sehr gefühlvoll und gekonnt – und ein Nestroy-Couplet nach einem Text von Walter Marinovic.
Ein Teil des Konzerts war vor allem bekannten Komponisten wie Franz Lehar, Emmerich Kalman und Johann Strauss gewidmet. Die Sopranistinnen Yuko Mitani und Jowita Sip und der Tenor Alexander Blechinger sangen bravourös Duette und Soloarien und begeisterten sowohl darstellerisch als auch stimmlich das Publikum. Frau Yuko Mitani brillierte vor allem bei dem Lied „Komm mit nach Varasdin“ von Emmerich Kalman und Jowita Sip bei dem Vilja-Lied von Franz Lehar. Alexander Blechinger überzeugte besonders beim Lied „Heut geh ich ins Maxim” von Franz Lehar. Aya Mesiti begleitete sehr gekonnt und gefühlvoll die Sänger. Den schönen Abschluss des Konzerts bildete das Lied „Ja, das Studium der Weiber ist schwer“ von Franz Lehar.
Der starke Applaus am Ende des Konzerts sprach für die gelungene Auswahl der Stücke und den Erfolg dieses abwechslungsreichen und gelungenen Abends.
Eva Kaufmann
Konzertkritik 170. Konzert der Harmonia Classica
Konzertkritik 170. Konzert der Harmonia Classica, am 22. Mai 2019, Palais Palffy, Josefsplatz 6, Wien 1
Das Preisträgerkonzert des 11. Harmonia Classica Kompositionswettbewerbs für Akkordeon solo/und Klavier unter dem Motto „Heiter aber tiefgründig“ fand im wunderschönen Palais Palffy statt.
Der Gewinner des Wettbewerbs war Joachim Pfützenreuter. Den 2. Preis gewann Giordano Bruno do Nascimento und den 3. Platz Günter Berger. Alle drei Komponisten stammen aus Deutschland. Weiters gab es auch noch ein Stück eines anderen Wettbewerbsteilnehmers zu hören, nämlich von Walter Vaterl aus Österreich. Unter all diesen Werken konnte das Publikum dann in der Pause den Gewinner des Publikumspreises wählen. Walter Vaterl nahm freudestrahlend den Preis entgegen.
Sehr erfreulich war, dass fast alle Komponistinnen und Komponisten anwesend waren.
Zwischen den Akkordeonstücken gab es eine Arie aus Emmerich Kalmans Operette „Gräfin Mariza“, hervorragend gesungen von Yuko Mitani, drei Lieder aus den „Eichendorffliedern“ von Hugo Wolf, eine Arie aus Franz Lehars Operette „Wo die Lerche singt“, wunderbar gesungen von Jowita Sip, drei Preludes für Klavier von George Gershwin, sehr gekonnt gespielt von Silvia Vaterl und mehrere Kompositionen von Alexander Blechinger, wie das Lied „Es war ein fauler Schäfer“ aus seinen „Goetheliedern“, sehr spritzig gesungen vom Komponisten selbst, „Die G‘schicht vom fliagat‘n Robert“ nach einem Text von Christa Meissner, „Hui, flink wie der Wind“ nach einem Text von Brigitte Pixner, – beide Lieder großartig gesungen vom Harmonia Classica Solistenchor, vier Kirchenlieder nach Texten von Johann Kriegler und zwei Sätze aus seinen Tänzen für großes Akkordeon zu hören. Den Abschluss bildete dann das bekannte Volkslied „Wenn alle Brünnlein fließen“, bevor das Werk, das den Publikumspreis gewann noch einmal gespielt wurde. Es gab donnernden Applaus!
Eine phantastische Leistung vollbrachte Heinrich Biegenzahn, der alle Akkordeonstücke hervorragend interpretierte.
Aya Mesiti am Klavier begleitete wie immer sehr souverän den Akkordeonisten und die Sänger.
Die Begeisterung über diesen vielfältigen Abend war allgemein und man darf sich schon fragen, was der nächste Kompositionswettbewerb an interessanten Werken schöner neuer Musik bringen wird.
Eva Kaufmann
Konzertnachlese des 169. Konzertes der Harmonia Classica
am 21. Februar 2018, Bezirksmuseum Hietzing, Wien 13
Das Faschingskonzert der Harmonia Classica stand unter dem Motto „ Lustiges, Freches, Kritisches, Tanzbares, Stimmungsvolles, Sentimentales, Wienerlieder und Operetten “ und fand im Bezirksmuseum Hietzing statt.
Man konnte Wienerlieder und Arien aus Operetten der bekannten Komponisten Robert Stolz, Johann Strauß, Emmerich Kálmán, Franz Lehar, Paul Abraham, Ludwig Gruber, Alexander Krakauer und Ferry Wunsch, hören.
Alexander Blechinger präsentierte uns das schon oft mit Erfolg aufgeführte Lied „Am Montag fängt die Woche an“, vier Kirchenlieder nach Texten von Johann Kriegler, das Stück „Sinfonia“ für Oboe und Klavier, bei dem Anna Oslansky an der Oboe ihr Können zeigte, zwei zeitkritische Lieder „Ihr habt uns 1000 Mal belogen“ und „Die Frag is nur wann“ nach einem Text von Walter Marinovic, das lustige Lied „Die G‘schicht vom Zoppel-Philipp“ nach einem Text von Christa Meissner und „Vier Viertel“, ein spritziges Lied nach einem Text von Brigitte Pixner (gesungen vom Harmonia Classica Solistenchor).
Yuko Mitani, Sopran, sang sehr gekonnt und souverän, u. a. „Heia in den Bergen“ und „Toujours l‘amour“, aber auch die Duette „Tanzen möcht ich“ und „Zwei Herzen im 3/4 Takt“ gemeinsam mit Alexander Blechinger.
Jowita Sip bezauberte das Publikum mit „Heut noch werd ich Ehefrau“ und dem Duett „Draußt in Hietzing“ gemeinsam mit Alexander Blechinger.
Alexander Blechinger beeindruckte vor allem bei den Arien „Heut kommen die Engerln aut Urlaub nach Wien“ und „S‘ wird schöne Maderln geben“ und natürlich wie immer durch seine tollen Verkleidungen und seine Bühnenpräsenz.
Anna Oslansky, Oboe und Englischhorn, begleitete bravourös die Musiker und Sänger.
Nicht zu vergessen der hervorragende Pianist Dmitri Klimenko, der einen großen Anteil am Gelingen des Konzerts hatte, da er nicht nur die Sänger stets sehr gekonnt begleitete sondern auch die Instrumentalwerke sehr ausdrucksstark spielte.
Der starke Applaus vor der Pause und am Ende des Konzerts sprach für die gelungene Auswahl der Stücke und den Erfolg dieses abwechslungsreichen Abends.
Maria Kaufmann
Neue CD erschienen!
Harmonia Classica Records Nr. 41:
Gerty Ederer/Alexander Blechinger: Hymne an Wien op. 265
Alexander Blechinger: Flöten-Frühlingswalzer op. 266
Brigitte Pixner/Alexander Blechinger: Kathedrale op. 264
Paola Ariano: La mutevolezza dell‘essere
Ian Vitcheff: The Dawn Before the Battle
Joachim Pfützenreuter: Heimat op. 66
Franz Fellner: Campane di Venezia
Alexander Blechinger: Symphonie oder Der Zusammenklang op. 6, 1. – 3 Satz
Ausführende: KünstlerOrchesterWien, Dirigent: Alexander Blechinger, Monika Medek – Sopran, Thomas Markus – Tenor, Cornelia Unterthiner – Flöte
Konzertnachlese des 168. Konzert der Harmonia Classica
Konzertkritik 168. Konzert der Harmonia Classica, am 7. Dezember 2018, Reformierte Stadtkirche, Wien 1
Dieses beliebte und gut besuchte Konzert der Harmonia Classica stand unter dem Motto „Stimmungsvoller Advent “ und fand in der Reformierten Stadtkirche in Wien 1 statt.
Es brachte eine breite Auswahl an vorweihnachtlichten Arien von den bekannten Komponisten Johann Sebastian Bach (Jesu meine Freude), Georg Friedrich Händel Tochter Zion), Johannes Brahms (Wiegenlied – mit sehr schöner Stimme von Jowita Sip gesungen), vier bekannte Lieder nach neuen Texten von Johann Kriegler (Musik u. a. von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, bearbeitet von Alexander Blechinger), sehr stimmungsvoll gesungen vom Harmonia Classica Solistenchor, und bravourös gespielt von Yuliya Lebedenko an der Violine, Michael Babytsch am Violoncello, Marit Böttcher am Horn und Aya Mesiti am Klavier, das Ave Maria von Franz Schubert, brilliant vorgetragen von Yuko Mitani, gekonnt begleitet von Aya Mesiti auf der Orgel und als Zugabe Weihnachtslieder, wie Liese rieselt der Schnee und Süßer die Glocken nie klingen.
Von den zeitgenössischen Komponisten waren Eberhard Böttcher mit den beiden modernen Liedern „Maria und die Engel“ und „Die heiligen drei Könige“ für Tenor bzw. Sopran, Horn und Orgel, Norbert Herzog mit dem interessanten Lied „Gedanken vor der Krippe“ nach einem Text von Christa Meissner und Alexander Blechinger mit dem Lied „Wir warten“ aus seinen Gefängnisliedern, einer treffend dramatischen Schilderung des Gefängnislebens, ausdrucksstark gesungen vom Komponisten selbst, der stimmungsvollen Komposition „So am Abend um sieben“ nach einem Text von Brigitte Pixner und dem spritzigen „Paulinchen und das Feiazeig“ aus dem „Weana Schtruwwlbeda“ nach einem Text von Christa Meissner, bei dem der Harmonia Classica Solistenchor so richtig brillieren konnte.
Sehr gut passten auch die zwischen den Musikstücken gelesenen stimmungsvollen Texte von Christa Meissner ins Programm.
Vom Publikum wurden mehrmals die gelungene und ausgewogene Zusammenstellung mit einer Mischung aus neuer und alter klassischer Musik und Texten lobend erwähnt.
Maria Kaufmann